Km 27302 - Km 27348_La Paz - Mazatlán
Ein richtig fauler, erholsamer, gemütlicher Urlaub war das in La Paz. Insgesamt sind wir zehn Nächte in der Hauptstadt der Baja California Sur verweilt und kennen nun so manchen Winkel des Ortes. Während unserer Veloauszeit haben wir uns grösstenteils auf die Prüfung sämtlicher Restaurants konzentriert. Und auch spaziert sind wir so einige Kilometer. Und geschlafen wurde viel. Schön wars.
Am Vormittag des letzten Tages im vergangenen Jahr mussten wir unser Bed an Breakfast wegen Überbuchung verlassen und zügelten in eine andere Unterkunft – direkt in die Stadt. Das Baja Bed and Breakfast gefällt uns auf Anhieb sehr gut und wir fühlen uns pudelwohl. Auch dauert es zu Fuss nicht eine halbe Stunde um die Promenade zu erreichen. Grosser Pluspunkt.
Silvester wollten wir spontan feiern. Also an grosse Party haben wir zwar nicht geglaubt, aber trotzdem sind wir am späteren Abend losgezogen in Richtung Strand. Als wir da um neun Uhr ankamen, war nichts los. Aber auch wirklich gar nichts. So beschlossen wir, dass es erstmal Zeit ist für eine Pizza. Direkt an der Promenade fanden wir ein herziges Lokal und bestellten uns eine Pizza Hawaii zum Teilen. Doch was wäre ein Unternehmen der Pédaleurs, wenn es nicht eine Überraschung bergen würde. Und so kann auch eine harmlose Pizza zum Abenteuer werden. Denn dieser Teigfladen ist zusätzlich zum klassischen Belag von Schinken und Ananas auch noch mit – Achtung – Bananen und Sauerkirschen belegt. Wir können uns bildlich vorstellen, wie sich in der Küche ein dreijähriger Pizzabäcker versteckt, der ich mal austoben will. Bananen! Es schüttelt vor allem Pédaleurine noch einmal, wenn sie daran zurückdenkt. Getunkt wird die Bananenpizza wie hier üblich in französische Salatsauce. Daran haben wir uns ja schon gewöhnt und wurden mittlerweile richtige Pizzainfrenchsaucetunki Liebhaber.
Übrigens schien es dann gar nicht danach als würde noch eine grosse Feier stattfinden und so zotteln wir vor Mitternacht zurück auf unser Zimmer, spielen eine Partie UNO und setzen uns zur wichtigen Stunde kurz auf die Terrasse um den Feuerwerken zu lauschen. War mal was Anderes – aber trotzdem schön. in diesem Sinne: a happy New Year!
Das Neue Jahr startet für uns vielversprechend, denn wir buchten eine Bootstour zur Isla Espíritu Santo. Zusammen mit sechs weiteren Touristinnen quetschen wir uns also an diesem Vormittag in ein kleines, schnelles Boot. Dieses bringt uns nicht wie erwartet zu einem grösseren Boot, sondern wird unser Fahrzeug für die gesamte Tour bleiben. Das kleine Nussschäleli hat einen beachtlichen Speed drauf und so flitzen und springen wir über die Wellen. Es ist zwar nicht stürmisch, aber der Wind der gerade weht, lässt das Wasser unruhig sein. Und so hagelt es viele Schläge in den Rücken und Wasserklatscher mitten ins Gesicht. Es dauert über eineinhalb Stunden, bis wir den Felsen direkt neben der Insel erreichen.
Hier tummeln sich dutzende Seelöwen, die nur darauf warten, mit den Touristen zu tauchen. Einige unserer Begleiterinnen hüpfen sofort – gehüllt in Neoprenanzug und bewaffnet mit Schnorchel und Flossen – direkt in die Tiefe. Die Pédaleurs beobachten lieber von aussen.
Der Wind wird nun heftiger und die klassische Tour – einmal um die gesamte Insel um die schönsten der schönen Strände zu bewundern – wird abgesagt. Es ist einfach zu gefährlich. So werden wir auf unserem Bootli an einen anderen Strand gefahren und kriegen inmitten von Korallen, Muscheln und weissen Sandkörnern ein Picknick. Au nöd schlächt.
Zur Heimfahrt brechen wir so gegen sechzehn Uhr auf. Es wellt und spritzt. Vor uns fährt ein grosses Ausflugsboot und so können wir in dessen Wellenspuren – da gibt es sicher einen korrekteren Namen dafür - sicher dahintuckerln. Als dann aber das Ausflugsboot eine andere Richtung als unsere einschlägt, kriegen wir die Wellen zum Abschluss des Tages noch einmal zu spüren und sind dann alle ziemlich froh, als wir wieder festen Boden unter den Füssen haben.
Trotz allem war der Ausflug auf die Isla Espíritu Santo toll und wir erinnern uns sicher noch lange und gerne daran.
Ja so vergingen die Tage und eines Morgens zeigte der Kalender das Datum 3. Januar. Zeit für uns, sich von La Paz zu verabschieden. Nach einem Zmorgen – lecker zubereitet von unserer Vermieterin Cecilia – ziehen wir los. Zehn Tage sind wir nicht mehr geradelt, und so erscheinen uns auch die zwanzig Kilometer bis zur Fährstation ziemlich viel. Zuerst geht es aber mal zu Oxxo um sich mit einigen Knabbereien einzudecken. Anschliessend fahren wir direkt zur Fährstation und sind natürlich geschlagene neun Stunden zu früh dran – kein Wunder, das Schiff legt ja auch erst um acht Uhr abends ab.
Als erstes besuchen wir das Restaurant vor Ort und verdrücken ein feines Sandwich. Und dann? Ja was sollen wir denn jetzt machen? Neun Stunden herumlungern um anschliessend noch weitere dreizehn Stunden abzuwarten? Ned so sexy.
Nach einigem Hin und Her überwinden wir unsere inneren Schweinehunde und pedalieren weitere acht Kilometer zum Strand von Tecolote. Die Bildli die wir online und auf den Prospekten sahen, zeigten einen malerischen, ewiglangen, weissen Sandstrand. Photoshop hat ganze Arbeit geleistet. In Realität ist der Strand eher schmuddelig, die Sonnenschirme zerfleddert und das Restaurant hat seine besten Tage auch schon hinter sich. Vielleicht lag es an der Saison, am Wetter oder an der Flut – aber wir sind wenig begeistert. So pedalieren wir bitzli weniger motiviert zurück und biegen nach wenigen Kilometern in Richtung Punta Balandra ab. Und schon wenige Zeit später stehen wir vor dem Balandra Strand. Hier ist es soooo schön. Definitiv einer der schönsten Strände, den wir auf unserer Reise hier auf diesem Kontinent gesehen haben. Der Strand ist vielmehr eine Bucht mit klarem, sauberem, seichtem Wasser. Die Landschaft ist prächtig, das Wetter perfekt und so verbringen wir einige Zeit her auf einem Mäuerchen, lassen die Füsse trocknen bis das letzte Sandkorn abgefallen ist und geniessen die Aussicht.
Um sechzehn Uhr dann sind wir wieder zurück am Fährhafen und tauschen unsere Onlinebestätigung gegen ein richtiges Ticket ein. Die kommende Zeit verbringen wir im Warteraum. Nach einiger Zeit treffen dann auch Nathan und Rebecca aus Kanada mit ihren Rädern ein. Die kennen wir ja schon – sind wir uns doch mehrmals unterwegs und dann auch noch in einer der Unterkünfte begegnet. Einen kurzen Plausch später ist es bereits sechs Uhr abends und das Einsteigen der Passagiere kann losgehen. Die Radler sollen am Schluss durch die Kontrolle. Und so warten und warten und warten wir, bis alle anderen Passagiere die Fähre betreten haben. Nun sind wir dran. Bei einem der Durchgänge – also beim eigentlichen Checkpoint – gibt es einen Knopf, den jeder Passagier drücken muss. Erscheint ein grünes Licht, kann er passieren, erscheint nach dem Knopfdruck die rote Ampel, dann wir das Gepäck durchsucht. Wir drücken – das rote Licht erscheint. Die Beamtin bittet uns jedoch lediglich, ein Gepäckstück abzuladen, welches sie dann mehr oder weniger durchsucht. Easypeasy.
Danach geht es weiter in der Schlange. Nun kommt die Röntgenmaschine. Also so eine, die es an jedem Flughafen gibt. Und nun hier – im neuen Jahr – müssen die Pédaleurs zum allerersten Mal nach nun wirklich einigen Kontrollen das gesamte Gepäck abladen. Jede Tasche wird einzeln durch die Maschine gelassen und auf der anderen Seite wieder ausgespuckt. Aber so ernstlich genau wird die Sache dann doch nicht genommen. Wie so oft bei solchen Kontrollen wird Cynthia tatkräftig von den Beamten mit Velo halten und Taschen tragen unterstützt, während Mike alleine vor sich hin schuftet. Die Beamten entdecken schlussendlich dann auch noch Cynthias Hupe und drücken lachend darauf herum. Nicht Hupen. Hupe. So eine Clownklingel. Diese thront nämlich schon seit Wochen stolz vom Lenker und wird nun das erste Mal von einer fremden Person getestet. Der Lärm ist gross, das Gelächter laut und die Pédaleurs dürfen nun endlich auch die Fähre betreten.
Wir haben uns gegen eine Kabine entschieden uns machen uns an Board auf die Suche nach den uns zugewiesenen Sitzplätzen. Diese sind schnell gefunden und so richten wir uns in Flugzeugähnlicher Atmosphäre ein. Auf dem Schiff gibt es auch ein Restaurant, eine Bar, eine Liveband und allerlei. Doch wir müssen unser Gepäck etwas im Auge behalten und so halten uns vor allem im Salon oder auf Deck auf.
Als es dann endlich soweit war und das Schiff sich vom Festland löste, stürmen wir natürlich abwechslungsweise an Deck. Danach kehren wir zurück in den Salon und gucken all die Filme, die hier auf grossen Bildschirmen in höchster Lautstärke ausgestrahlt werden. Man hat also gar keine Wahl – der Film wird geguckt, ob man will oder nicht. Anschliessend fühlen wir uns etwas nach Abendessen. Nun wäre ja auch ein guter Zeitpunkt. Doch – das Restaurant ist bereits geschlossen – gegessen wird nur, wenn das Schiff an Land ist. Aha. Tja. Denn halt nöd.
Naja und so vergeht der Abend mit Fernsehen und herumrutschen auf den unbequemen Sesseln. Die Räume sind extrem kühl und wir hätten einiges darum gegeben, wenn wir nochmals zu unseren Rädern gehen und die Schlafsäcke holen könnten. Aber natürlich war das nicht möglich. Die Sitze sind zum Schlafen ungeeignet und so legen wir uns zusammen mit vielen, vielen anderen Passagieren auf den Holzboden. Wir lauschen dem Geschnarchel und dem Kindergeschrei, fühlen wie die Wellen das Schiff hin und her schlagen und beobachten so einige krumme Deals die zwischen jungen Mexikanern und älteren Dreadlocktouristen vor sich gehen. Heitere – chasch di nedemol uf de Fähri zämeriisse? Und dann führen sich die Kiffer dann auch noch auf als wären sie vierzehn Jahre alt und aufgeregt, dass Mama sie beim Drögelen erwischt, so dieses unauffällig zur Decke schauen, fehlt nur noch das unschuldige Pfeifen. Anyways. Das Geschäft der Verkäufer boomt regelrecht und so scheinen schlussendlich alle zufrieden.
Am kommenden Morgen erwachen wir gefühlte zwanzig Jahre älter. Cynthia kippt sich so einige Kaffees rein und verbringt die meiste Zeit des Vormittages auf Deck, während dem Mike versucht doch noch wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu ergattern.
Früher als erwartet – nämlich nach weniger als zwölf Stunden Fahrt erreichen wir Mazatlan. Das Verlassen des Schiffes geht zügig und schon sind wir auf dem Festland.
Mazatlan gefällt uns auf Anhieb supergut. Es hat historische Bauwerke, Fussgängerpassagen und Cafés. Wir beziehen ein gemütliches Motel und machen uns anschliessend auf die Suche nach einem Frühstück. Mit vollem Magen und guter Stimmung trotten wir zurück ins Zimmer und holen noch einige Minuten verpassten Schlafes nach. Danach geht es wieder raus. Wir spazieren durch herzige Gässlein mit bunten Häusern, beobachten riesige Taubenschwärme, geniessen den Trubel und fühlen uns sehr wohl.
Auch heute verbringen wir den Tag in Mazatlan. Doch es ist noch früh am Morgen und gibt erst wenig zu berichten. So verschieben wir dies auf den nächsten Blogtext und suchen uns erstmal ein Frühstück.
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