Km 28385 - Km 28486_Macheros – Toluca
Die Wartezeit auf der sonnigen Wiese des Bed and Breakfast kommt uns ewig vor. Ewig und drei Tage. Immer wieder hören wir in der Auffahrt einen Motor, rennen zum Haupttor und gucken nach. Nix. Niemand, den wir kennen.
Doch dann – kurz vor vier Uhr tuckert es wiederum am Haupteingang und wir sind uns sicher: Timbila sind da. Juhuuuu. Die Freude ist riesig, Jeannette und Tinu haben es geschafft! Sie sind seit dem Sommer 2015 ebenfalls unterwegs und fahren mit ihrem Toyota Landcruiser entlang der Panamericana – von Süd nach Nord. Nach fast zwei Jahren und gefühlten hundertausend Whattsappnachrichten sehen wir die zwei Lieben endlich wieder. Es wird umarmt, begrüsst, einen passenden Parkplatz für den Ländy gefunden und anschliessend gemütlich in den Gartenstühlen geplaudert. Aufregung pur. Und dann – nur wenige Minuten später, fährt wieder ein Auto – ein dunkler Jeep – vor. Zitas Mietauto. Juhuuuu. Auch Zita hat es geschafft und wir sind alle völlig aus dem Häuschen. Die anderen drei hatten sich bereits im Verlauf der letzten Tage getroffen – für uns Pédaleurs überschlugen sich an diesem Nachmittag die Highlights Schlag auf Schlag. So schön! Zita – die liebe – brachte Ersatzteile für das Velo, Kiloweise Schokolade, Ovomaltine, Kägifret und anderen Süssigkeiten von zu Hause, Galachäsli und vieles mehr. voll geil!
Nach dem ersten Gruppenfoto, viel Gequasel, allgemeinem an- und runterkommen sowie einem Tequilashot schlenderten wir dann ins nahegelegene Restaurant zum Abendessen. Es wird natürlich viel geplaudert – aber die Zeit verrannte wie im Flug und schon war es spät geworden. Nun noch ein Feuer. Es groooosses Füür. Das Hotel hatte eine Feuerschale und die Nachbarn verkauften uns etwas Holz. So konnten wir stapeln, anzünden und noch etwas draussen sitzen. Eine Nacht in den Bergen, ein schönes Feuer und liebe Menschen – was wotsch meh? Eifach perfekt.
Am kommenden Tag wandern wir nach dem Frühstück los in die Berge. Mit Rucksäckli, Wasserflasche, Sonnenbrille und Wanderschuhen bewaffnet marschieren wir zuerst durchs Dorf, kaufen ein Znüni und erreichen anschliessend den Eingangsbereich für das Monarch Butterfly Reservat. Hier gibt’s erstmal Tickets und einen Guide. Eigentlich sind für die Tour auch Pferde vorgesehen – doch wir entscheiden uns alle für einen Fussmarsch.
Auf über 3‘000 Meter führt uns der Trampelpfad – und der hat es wirklich in sich. Es ist steil, staubig und ziemlich anstrengend. Alle fünf kommen ziemlich ins Schnaufen. Keis Wunder – schliesslich wird beim hochwandern auch noch geplaudert. Die Landschaft war übrigens auch toll. Ähnlich eines Waldes in Europa. Mit viel Grün, Nadelbäumen, blauem Himmel, frischer Luft und Tierspuren. Richtig schön.
Nach ungefähr zwei Stunden Wanderung erreichen wir dann das Highlight – die Schmetterlinge. Zu hunderten, nein zu tausenden, nein zu abertausenden flattern hier in den kühlen Monaten – aber eben etwas wärmer als in Canada wo die Tiere herkommen - die Monarchfalter umher. Es ist unglaublich. Magisch. Fabelhaft. Die Schmetterlinge setzten sich auf uns, flattern in riesigen Mengen herum sodass es klingt, als würde es regnen, hängen zu Tausenden in den Nadelbäumen und tanken frische Energie oder suchen sich an sonnenbeschienen Plätzchen etwas Wärme. Also man kanns kaum beschreiben – es war soooo toll. Äbe - Magisch.
Nach dem Znüni, viel Gestaune und tausenden von Fotos machen wir uns an den Abstieg. Läck. Auch der hats in sich. Es ist sehr steil, rutschig und der eine oder andere von uns kommt schonmal ins Purzeln. Völlig verstaubt erreichen wir am Nachmittag wieder unsere Unterkunft und hüpfen zuerst mal unter die Dusche.
Mike werkelt im Verlauf des Abends an seinem Velo, doch die Radnabe will einfach nicht richtig wie sie soll. Da hilft nur noch ein leckeres Abendessen, ein gemütliches Feuer, eine Mütze Schlaf und einen zweiten Versuch am kommenden Tag. Und so machen wirs dann auch.
In Zitas Mietauto – Tinu sitzt auf dem Beifahrersitz und warnt uns vor jedem Topes – fahren wir in die nächstgrössere Stadt. Zitacuaro. Die Pédaleurs kennen sich ja schon etwas aus und empfehlen ein Restaurant. Das Essen ist soweit gut – jedenfalls auf den ersten Biss. Leider auf den zweiten nicht so, denn Zita wird am kommenden Tag von den Nachwehen geplagt. Oh je.
Den nächsten Tag gehen wir sehr gemütlich an. Nicht nur wegen der Magenverstimmung, auch wegen dem Muskelkater, welches uns alle nach der Wanderung von gestern plagt.
Mike nutzt die Zeit um sich der Nabe noch einmal anzunehmen. Und siehe da – es klappt. Das Rad schnurrt wieder leise und fleissig vor sich hin. Zwar nicht ganz mittig – aber macht ja nüüt. Hans und Murbi von der RADDNA kriegen das dann sicher noch richtig hin.
Auch dieser Tag – der Dritte unseres Treffens – geht irrsinnig schnell vorbei. Kaum gefrühstückt, verabschiedet sich die Sonne wieder. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall geht’s mega schnell rum. Wir haben uns so viel zu erzählen, zu fragen und zu lachen. Die Zeit reichte bei weitem nicht. Aber äbe – so isch das halt wenns toll isch.
Am letzten Abend belagern wir zum dritten Mal die Feuerschale und machen nochmal ein besonders grosses Feuer. So gemütlich. Eifach Perfekt.
Gross geplant haben wir, dass wir dann um sechs Uhr aufstehen wollen, damit wir um sieben bereit sind für Kaffee und Verabschiedung. Fail. Voll Fail. Tinu weckt uns um viertel nach Sieben – zum Glück, denn unsere Wecker haben versagt. Oder wir haben sie ausgeschaltet. Oder beides. Isch ja gliich. Jedenfalls haben wir total verschlafen und müssen uns beeilen. Also nicht, dass jemand uns gehetzt hätte, aber wir haben heute ein ziemliches Stück Arbeit vor uns – Verspätung passt da nicht in den Plan.
Die Zeit reicht dann aber doch noch für zwei Kaffees und etwas Geplauder. Dann heisst es Abschied nehmen. Oh wow - Zita ist extra nach Mexiko gereist und nun müssen wir uns schon wieder von ihr verabschieden. Mega doof. Gerne hätten wir noch mehr Zeit mit ihr verbracht – nach fast zwei Jahren hat man sich ja so viel zu erzählen – doch es gibt kein Drumume, tschüss sagen muss sein. Mer händ soooo Freud – und es isch soooo cool, dass du da gsi bisch! Und wir sehen uns ja bald wieder. Spätestens im Mai, wenn die Arbeit wieder ruft. Einige Umarmungen später – Jeannette und Tinu werden wir natürlich auch vermissen, aber die treffen wir ja in wenigen Tagen wieder – winken wir ein letztes Mal und düsen los.
Die Fahrt führt uns zuerst einige hundert Höhenmeter bergab. Danach ist fertig mit Schöggelen für heute. Es geht steil bergauf. Hoch und hoch und hoch und hoch. An die 1‘000 Höhenmeter legen wir innerhalb 28 Kilometern zurück. Also wir fanden es anstrengend. Aber natürlich gab es auch wieder viel zu sehen. Kleine Dörfer, eine mexikanische Hochzeit, vorwitzige Hunde, überladene Lastwagen, Schlaglöcher, Bauern bei der Arbeit, grasende Esel und vieles mehr.
Am Mittag dann endlich erreichten wir die ersehnte Libre – endlich mal wieder richtigen Asphalt – und wenige Kilometer später dann auch die noch viel mehr ersehnte Cuota. Unsere Autopiste, die uns doch schon seit vielen Kilometern treu und sicher zu Seite stand. Hier auf der Cuota kommen wir mehr oder weniger zügig voran. Die Strasse ist wiederum beinahe leer – die Gebühren sind für den normalen Mexikaner auch wirklich sehr hoch. Und so geniessen wir unsere Sicherheit, atmen frische Luft und pedalieren vor uns hin.
Ungefähr nach sechzig Kilometer werden wir von einem Büssli angehalten. Die Mitarbeiter weisen uns auf das Velofahrverbot hin, wir erklären dass wir bis nach Toluca wollen und die Jungs lassen uns ziehen. Phu. Nomol guet gange.
Doch dann – knappe fünf Kilometer später – werden wir nochmal angehalten. Diesmal von einem mega hartnäckigen Typen. Wir dürften uns nicht hier auf der Strasse anhalten, die Kameras hätten uns im Auge und er sei via Funk von seinem Chef dazu beordert worden, uns von der Cuota zu manövrieren. Ja sägemal. Also wir verstehen natürlich sehr gut, dass auf der Autobahn keine Velos erlaubt sind. Doch wenn wir hier knappe zwei Meter Platz haben und es kaum Verkehr gibt, dann lachen wir über die Alternative von der vollgepesteten Libre mit ihren schrottigen Autos und dem handbreiten Streifchen, welches uns zur Verfügung steht.
Doch nichts zu machen, die Diskussion fruchtet nicht. Nach langem hin und her und trallalla müssen wir die Cuoata auf der Stelle verlassen. Doch wohin? Weit und breit keine Ausfahrt in Sicht. Die Pédaleurs müssen somit die beiden Velos einen etwa zehn Meter hohen und läckmeramarsch steilen Abhang hochhieven und danach unter einem Stacheldraht durchklettern. Und jetzt? Unsere Räder stehen nun auf einem Feldweg. Kein Asphalt weit und breit. Nur Sand, Staub, Schlaglöcher so gross wie Planschbecken, grosse Steine und vertrocknetes Grass. Zudem ist die Strasse nicht im GPS eingezeichnet und wir haben nicht wirklich einen Schimmer, wo wir denn nun hinsollen. Holterdipolter lassen wir uns nun die Piste runterrollen und peilen ein Dorf an, welches wir in der Ferne entdecken. Also diese Leidenschaft fürs Piste fahren, die ja viele Velofahrer haben, können wir nicht so wirklich teilen. Man muss ja immer total gut aufpassen, wo man hinfährt und kann die Landschaft kaum geniessen. Aber äbe – jedem das seine. Dafür hats keine Autos. Au guet.
Ziemlich erledigt – es ist ja schon Nachmittag, wir haben 75 Kilometer, 1‘200 Höhenmeter und keine Mahlzeit hinter uns – erreichen wir dann doch noch die Libre, welche wir heute Mittag gegen die Cuota ausgetauscht hatten. Endlich rollen die Räder wieder und wir kämpfen uns durch die letzten 30 Kilometer bis Toluca.
Nach schlussendlich mehr als 1‘500 Höhenmeter, siebeneinhalb Stunden Fahrzeit, und 100 zurückgelegten Kilometern finden wir ein Hotel. Pünktlich zum Sonnenuntergang. Und – wir müssen das gesamte Gepäck noch in den ersten Stock tragen. Bäh.
Ja, man kann es nicht anders sagen – wir sind ziemlich erledigt vom heutigen Tag. Toluca ist eine grosse Stadt mit bunten lustigen Häusern entlang der Stadtgrenze. Wir finden schnell einen begehrten Burger mit Pommes und Cola. Perfekt. Wer weiss, wie der Abend geendet hätte, wenn wir ausser Bohnen nichts gefunden hätten. Aber nun ists ja gut, die Bäuche gefüllt, die Laune ok, die Beine tonnenschwer.
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